Hier findest du einige gravierende Irrtümer aus älteren Wellensittich-Büchern
Norbert Grasl, "Der sprechende Wellensittich", ca. 1950
"Während für die großen Papageienarten die Anschaffung eines gediegenen Metallkäfigs unerlässlich ist, genügt für den einzelnen Wellensittich auch das einfachste Bauer, ja viele zahme Wellensittiche bedürfen eines solchen überhaupt nicht. Meist werden diese Vögel im Wohnzimmer freifliegend gehalten,..."
- Jeder Wellensittich benötigt ein "Dach über dem Kopf", in dem er sich sicher fühlt und auch bei besonderen Ereignissen (z.B. Renovieren) darin bleiben kann.
"Ein besonderer Vorteil besteht auch darin, dass die Exkremente eines gesunden Wellensittichs sehr klein und von trockener Beschaffenheit sind, weil er ein ganz geringes Trinkbedürfnis hat und nur mehlhaltige Sämereien verzehrt."
- Wellensittiche besitzen ein relativ großes Trinkbedürfnis und haben Obst zum Fressen gern, sofern sie das vom Halter angeboten bekommen.
"Allerdings kann es auch vorkommen, dass ein Vogel, der vielleicht auswärts bestellt wurde, vom Postboten überbracht wird und, kaum aus dem Versandkäfig herausgelassen, seine neue Umgebung mit einem "Guten Tag!" begrüßt oder sich mit den Worten vorstellt "Ich heiße Buzzi! "..."
- Dies bedarf wohl wegen der eintretenden Wahrscheinlichkeit keinem großen Kommentar. Das ist absolut ungewöhnlich und weist auf die Aufzucht des Wellensittichs per Hand, wohlmöglich ohne Gesellschaft von Artgenossen hin. Nur die wenigsten Wellensittiche lernen in Kürze so viele Worte. Man kann davon ausgehen, dass so ein Wellensittich nicht normal aufgewachsen ist. Wie bereits erwähnt ist es aber kaum möglich, dass einem so etwas passiert. Man sollte sich seine Tiere auch immer persönlich ansehen und mitnehmen und nicht per Post verschicken lassen, da das für die Tiere ein traumatisches Erlebnis sein kann.
"Zähmung und Abrichtung zum Sprechen erfordern natürlich einige Mühe. Wer sich dieser Mühe nicht selbst unterziehen will, der bekommt auch abgerichtete Wellensittiche zu kaufen. Kriegsinvalide, ans Bett gefesselt, kranken oder alten Leuten ist die Gelegenheit geboten, durch Abrichtung eines jungen Wellensittichs einige Mark zu verdienen."
- So dient ein Wellensittich nur als "Alleinunterhalter" und wird keinen großen Gefallen an einem solchen Leben besitzen. Man sollte Wellensittiche nur artgerecht und mit viel Freiflug und Spielgelegenheiten bieten. Außerdem ist die dadurch bedingte Einzelhaltung nicht artgerecht (siehe weitere Aktion "Contra Einzelhaltung"). Wer junge Wellensittiche kauft und sich zutrauliche Wegbegleiter wünscht, sollte so viel Zeit wie möglich mit ihnen verbringen. Da ist das Verleihen der Vögel volkommen unsinnig. Wer nicht bereit ist, diese Zeit für seine Heimtiere aufzubringen, sollte sich keine Vögel anschaffen.
"Frei im Zimmer fliegende Wellensittiche sind auf ihren Gesundheitszustand immer zu prüfen. Zeigt ein solcher Vogel irgendwelche Anzeichen von Trauer, die sich durch ungewöhnlich langes Stillsitzen, Gefiedersträuben und dergleichen ausdrücken, soll der Vogel sofort in seinen Käfig gesteckt und auf strenge Diät gesetzt werden."
- Eine Quarantäne im Krankheitsfall ist durchaus angebracht, aber diese wird meistens vom Tierarzt angeordnet. Vor allem soll man bei einer Krankheit keineswegs dem Vogel das Futter und Wasser wegnehmen, da er dadurch innerhalb 24 Stunden verenden kann.
Norbert Grasl, "Der Wellensittich - Pflege und Zucht", ca. 1920
"Wenn es sich um ein zahmes Tierchen, etwa gar um einen Sprecher handelt, dann kann der Käfig allerdings sehr klein sein, denn er dient dem Tierchen, da ja von dem Pfleger verwöhnt und verhätschelt und oft aus seinem Käfig herausgeholt wird, hauptsächlich zum Schlafen."
- Man sollte ein Tier nicht zu sehr vermenschlichen und ihm ein ausreichend großes "Heim" bieten, in das er sich zurückziehen kann.
"Kalk wird in Form alter Mauersteine und verwitterten alten Mörtelstücken als auch in Form zerstoßener Hühnereierschalen gereicht."
- Aufgrund des höchstwahrscheinlichen Befalls dieser Steine mit Bakterien, ist dies einem Wellensittich nicht zumutbar, da es höchstwahrscheinlich in einer schweren Krankheit enden würde.
"Bösartige Weibchen - Es muß besonders darauf hingewiesen werden, dass manche Wellensittiche nicht nur ihre Eier und Jungen fressen, sondern diese gefährliche Gewohnheit auch in anderen Nistkästen betätigen. Der Leser glaubt ja nicht, dass es sich um seltene Ausnahmefälle handelt. Es kommt vor, dass ein Weibchen eine Reihe von Jungen mit rührender Hingabe aufzieht und plötzlich ohne erkennbare Ursache zur Kindesmörderin wird....Diesen unliebsamen Vorkommnissen bei der Wellensittichzüchtung kann nur dadurch vorgebeugt werden, dass der Pfleger seine Vögel aufmerksam beobachtet und ein streitendes Weibchen sofort herausfängt oder mindestens die großen Schwungfedern des angreifenden Tieres zerschleißt oder spaltet."
- Ein Wellensittich würde niemals die Nestjungen angreifen. Zusätzlich wäre das Spalten von Schwungfedern eine Tierquälerei.
Klaus Speicher, "Geliebter Wellensittich", 1967
"Allzu ungebärdigen Fliegern kann ein Flügel gestutzt werden, wodurch der Vogel die waagerechte, aber nicht mehr auf Gardinenstangen und ähnlich hoch angebrachten Stellen fliegen kann. [...] Nur ein Flügel sollte beschnitten werden, und damit man nichts sieht, nur jede zweite Flugfeder."
- Wenn der Vogel, der das Fliegen gewohnt ist, nicht mehr flugfähig ist, kann er in eine höchst gefährliche Stresssituation geraten. Diese kann Herzinfakte und sonstige Stressanfälle zufolge haben, an denen der Vogel dann qualvoll verendet.
Berta Ragotzi, "Freude am Wellensittich", 1964
"Tierquälerische Heilmittel lassen wir an unserem kleinen Freund nicht vornehmen. Wir helfen ihm, wo wir können und wo Aussicht auf Erfolg ist. Sollte aber mal der Tag kommen, an dem wir uns von ihm trennen müssen, trennen für immer, weil sein zartes Vogelleben vorüber ist, so seien wir tapfer. Gibt es keine Rettung mehr für ihn, so lassen wir den lieben Hausgenossen sich nicht langsam zu Tode quälen. Jeder Tierarzt kann ihn schmerzlos einschläfern. Steh uns keiner zur Verfügung, müssen wir ihn sofort von seinen Leiden erlösen, so gibt es eine Tötungsart, die dem Sekundentod des Menschen an Schnelligkeit gleichkommt: [Dieses Material ist aus Gründen des Tierschutzes nicht aufgeführt] Der geendete Vogel bietet ein friedliches Bild, unser kleiner Liebling ist nicht entstellt, der letzte Liebesdienst, den wir ihm erweisen konnten, war für uns wohl schwer, er aber spürte nichts. Die Menschenhand war ihm ja sein ganzes Leben lang vertraut."
- Das Töten eines Wellensittichs wird wohl kein Halter über das Herz bringen. Außerdem kann dabei vieles ins Auge gehen, woran der Vogel dann noch qualvoller stirbt. Man sollte die Einschläferung nur auf Anfrage des Tierarztes un auch nur diesem überlassen, wobei man dann sicher gehen kann, dass der Vogel wirklich nichts spürt und von seinen Leiden erlöst wird.
Wichtig: Wir sind uns darüber im Klaren, dass es Bücher mit solchen Fehlinformationen eigentlich nicht mehr gibt - glücklicherweise. Alle, die solche Bücher noch besitzen, sollten diese beiseite legen und sich neuere Bücher anschaffen. Es sind fast alle aktuellen Bücher zu empfehlen, da diese von sehr gewissenhaft arbeitenden Autoren erstellt wurden!